Ins Licht gerückt

AUSSTELLUNG: Die neue Gemälde-Präsentation im Dachgeschoss des Augustinermuseums widmet sich Künstlerinnen im 19. Jahrhundert.

 

HintergrundMargarethe Hormuth-Kallmorgen, Blumenstilleben vor 1902. (Foto: Axel Killian)

Was bedeutete es, im 19. Jahrhundert Künstlerin zu sein? Welche Schwierigkeiten gab es? Und warum sind viele von ihnen heute kaum bekannt? Künstlerinnen sind in Ausstellungen und musealen Sammlungen oft unterrepräsentiert – auch im Augustinermuseum stammen weniger als 15 Prozent der Werke aus dieser Zeit von Frauen. Ab sofort widmet sich das Haus mit „Ins Licht gerückt – Künstlerinnen des 19. Jahrhunderts“ den Werken von Malerinnen aus der eigenen Sammlung – und nimmt damit die jahrhundertelange Vernachlässigung ihrer Leistungen in den Fokus. Die Schau zeigt unter anderem Gemälde von Alexandra Berckholtz1821–1899), Ida Maier (1821–1904), Marie Dürr-Grossmann (1852–1889) und Frieda Roman (1859–1918) – allesamt Frauen, die trotz ihres künstlerischen Talents im Schatten ihrer männlichen Kollegen standen. Viele der ausgestellten Werke werden zum ersten Mal der Öffentlichkeit gezeigt. Ihre Gemälde spiegeln eine Zeit, in der Frauen durch soziale und strukturelle Hindernisse am Fortschritt gehindert wurden. Der Zugang zu Kunstakademien war stark eingeschränkt und nur wenigen Frauen gelang es, ihre Arbeiten in renommierten Ausstellungen zu zeigen. Trotz dieser Hürden schufen sie beeindruckende Werke und fanden kreative Wege, sich zu behaupten.

 

Künstlerinnen und ihre Werke
Viele Künstlerinnen spezialisierten sich auf das Genre „Blumenmalerei und Stillleben“, da es als gesellschaftlich akzeptabel galt und den Rollenbildern des 19. Jahrhunderts entsprach. Als „Hüterinnen des Hauses“ wurden Frauen in ihren Arbeiten oft mit Motiven aus der Natur und dem häuslichen Bereich in Verbindung gebracht. Blumen, Früchte und alltägliche Objekte waren daher häufige Sujets, die ihre sensible und ästhetische Herangehensweise widerspiegeln sollten. Diese Werke, die in der Vergangenheit oft
abgetan wurden, zeigen bei näherer Betrachtung jedoch eine beeindruckende technische Brillanz. So spiegelt beispielsweise Margarethe Hormuth-Kallmorgens „Blumenstillleben“ ihre besondere Begabung für das Genre wider. Die zarte Darstellung der Chrysanthemen und der fein gearbeitete Hintergrund zeugen von ihrem Gespür für Detail und Ästhetik, das sie in der Blütezeit ihrer Karriere auszeichnete – von 1900 bis 1902 hatte sie den Lehrauftrag für Blumenmalerei an der Malerinnenschule in Karlsruhe inne. Nach der Berufung ihres Mannes Friedrich Kallmorgen an die Berliner Akademie gab sie ihre eigene künstlerische Karriere weitgehend auf. Ein weiteres Genre, in dem sich viele Künstlerinnen hervortaten, ist die Porträtkunst. Mit der Darstellung von Gesichtern konnten sie sich ungehindert auseinandersetzen – während ihnen der Zugang zu Aktstudien und damit zu einer umfassenden Anatomieausbildung lange Zeit verwehrt wurde. Dies führte dazu, dass sie in der Porträtkunst eine besondere Sensibilität für Ausdruck und Persönlichkeit entwickelten. Viele Werke zeugen von großer Beobachtungsgabe und emotionaler Tiefe, die den Charakter ihrer Modelle eindrucksvoll einfängt.

INFO: Augustinermuseum am Augustinerplatz Freiburg, Di – So 10-17 Uhr Fr 10-19 Uhr.

 

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