Mein Freund - der Joint

Mein Freund - der Joint

DROGEN: Für viele zählt Cannabis zu den „gesunden“ Drogen. Der Joint sei Volksmedizin und gegenüber Alkohol eine harmlose Droge. Deswegen müsse man Cannabis legalisieren und freigeben.

Cannabis - ist in Deutschland nach wie vor die am häufigsten konsumierte illegale Droge. Gegenüber dem rückläufigen Konsum von Tabak und Alkohol bei jungen Menschen, steigt der von Cannabis seit Jahren an. Bundesweit haben 10,4 Prozent der 12- bis 17-Jährigen Cannabis schon einmal konsumiert. Bei den 18- bis 25-Jährigen sind es sogar 46,4 Prozent. Aber nur neun Prozent der 18- bis 25-Jährigen kiffen regelmäßig. (Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, BZgA)

Die Legalisierung von Cannabis steht bereits seit längerem auf der Agenda der Bundesregierung. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat dem Kabinett erste Eckpunkte vorgelegt, wie diese aussehen könnte. Demnach sollen Kauf und Besitz von Cannabis (20 bis 30 Gramm) künftig ab einem Alter von 18 Jahren erlaubt sein, Werbung jedoch verboten bleiben. Die Menge des berauschenden Wirkstoffs THC im legalisierten Cannabis darf maximal 15 Prozent betragen. Der Verkauf soll über lizenzierte Geschäfte und Apotheken erfolgen, um so den Schwarzmarkt zu bekämpfen. Der Eigenanbau von bis zu drei Cannabis-Pflanzen soll erlaubt werden. Werden Jugendliche unter 18 Jahren mit Cannabis erwischt, so können Jugendämter die Jugendlichen zur Teilnahme an Präventionskursen verpflichten. Ob die Legalisierungspläne mit EU-Regelungen vereinbar sind, soll vorab noch geklärt werden.

Cannabis1Die Materie ist rechtlich, wie auch medizinisch komplex. Das zeigt der auf Suchtkrankheiten spezialisierte Psychotherapeut Dr. Kurosch Yazdi in seinem Buch „Die Cannabis-Lüge“. Glücklicherweise verteufelt Yazdi die Droge nicht - sein Anliegen ist sachlich und realistisch: “Ich möchte nicht den gelegentlichen Konsumenten an den Pranger stellen, der sich alle paar Monate einmal einen Joint dreht. Es ist auch nicht mein Anliegen, einen Jugendlichen zu kriminalisieren, der mit drei Gramm Gras erwischt wird. Vielmehr geht es mir darum, ein differenziertes Bild mit vielen Schattierungen zu zeichnen, weit weg von der bislang so üblichen Schwarz-Weiß-Malerei.“ Innerhalb dieser Vorgaben räumt er auf mit den Mythen und dem romantischen Halbwissen rund um Cannabis. Er zeigt die Risiken auf, die mit der Droge Cannabis verbunden sind, und wirft einen kritischen Blick auf die Konsum- und Nahrungsmittelindustrie, die den Hype für sich nutzt und den Markt mit neuen angeblichen Wundermitteln überschwemmt.

Cannabis war noch in den 70er Jahren eine relativ harmlose Droge. Doch der Joint von heute ist anders als der Joint von damals, denn die Konzentration des berauschenden, psychoaktiven Tetrahydrocannabinol (THC) im Cannabis, wie es heutzutage industriell gezüchtet wird, ist oft 10-fach höher als noch vor zwanzig Jahren. (Industrial Marijuana / Turbo Pot). Ungünstig auch, dass sich das Verhältnis zum gesünderen Cannabidiol (antipsychotisch, schmerzlindernd u.w.) um das 50-100fache zugunsten des THC verschlechtert hat. Der hohe THC Gehalt macht schneller süchtig, wirkt bei Disposition psychotisch und kann zu Demenz führen. Der Appell des Suchtexperten: Stoppt den Cannabis-Kult. Er schadet unserem Gesundheitswesen, er macht unsere Jugend kaputt, er pervertiert die Mechanismen des Pharmamarktes. Die wirklich wichtige Diskussion um den in der Medizin genutzten Wirkstoff Cannabidiol (CBD) gerät immer mehr in den Hintergrund.
Das Buch ist sowohl dem beruflich mit dem Thema befassten, wie auch für Eltern und auch Konsumenten zu empfehlen. Mit einfachen Worte erklärt der Chefarzt die Funktionsweise von Cannabis und räumt mit Vorurteilen rund um die angebliche Harmlosigkeit des Wirkstoffs THC auf. Dabei werden am Rande auch weitere Modedrogen behandelt, über die ein angehängtes Sachlexikon vertiefend informiert. (Redaktion: Günter Lorenz)

INFO: Dr. Kurosch Yazdi: Die Cannabis-Lüge. Warum Marihuana verharmlost wird und wer daran verdient. 256 Seiten, Broschur, ISBN 978-3-86265-633-2, 14,99 EUR (D), Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2017, Neuauflage 2019.