KRITIK: Mit Goldonis tubulenter Komödie „Diener zweier Herren“ brachte Regisseurin Barbara Zimmermann am 3. Juli ein Stück im Stil der Commedia dell´arte auf die Sommerbühne, das ab 2. September wieder zu sehen ist.
Cheyenne Fiehler als Beatrice u. Stefan Kosakiewicz-Dorer (Florindo)Eine Tarantella zum Auftakt, und sogleich entführt uns das Ensemble von Harrys Depot in die Locanda Selba in Venedig, landestypisch rot-weiß-grün geschmückt. Wo der rustikal, humorvolle Wirt Tebaldo (Peter Laukart) das Publikum als Gäste, überschwänglich, willkommen heißt. Und wir befinden uns just in dem Gasthaus, in dem die turbulente Geschichte voller Verwechslungen, Missverständnisse und komischer Verwicklungen ihren Lauf nimmt.
Im Zentrum des Geschehens steht der überaus gewitzte, etwas naiv und ständig vom Hunger geplagte, weit unter „Mindestlohn“ entlohnte Diener Truffaldino (sehr überzeugend und mit Talent zum Slapstick verkörpert von Kevin F. Cabral Rochs), der sich in der Hoffnung auf doppelte Einnahmen und doppelte Mahlzeiten in die Dienste gleich zweier Herren begibt. Die zwei „Herren“ sind Beatrice (zielstrebig, Cheyenne Fiehler) die in Männerkleidung in Gestalt ihres verstorbenen Bruders Rasponi, in Venedig ihren Geliebten Florindo (Stefan Kosakiewicz-Dorer) finden möchte, der auf der Flucht vor der Justiz ist. Zufällig steigen beide im gleichen Gasthaus ab, wo der pfiffige Diener Truffaldino, ein Zusammentreffen der beiden mit viel List und schrägen Einfällen zu verhindern weiß. Es beginnt ein kurzweiliges Verwirrspiel par excellence, das beim Publikum für viele Lacher sorgt.
Dabei ist Barbara Zimmermanns Inszenierung weit mehr als leichtes Sommertheater, denn Goldonis Sozialkritik, das subtile Melchior E. Meyer als PandolfoSpiel mit Rollenbildern (Frau in Männerkleidern) und Hierarchien (pfiffige Diener, die mit Schläue ihre Herrschaft austricksen) sowie der Umstand das ein Diener zwei Jobs braucht, um satt zu werden, wurde umsichtig herausgearbeitet, so dass die 270 Jahre alte Komödie, aktuelle Bezüge aufweist und so mitnichten verstaubt daher kommt.
Jakob Stöckeler als Silvio
Auch diesmal hat die Regisseurin auch bei der Besetzung der Nebenrollen ein sicheres Gespür bewiesen, z.B. Beatrices Zofe Blandina (betont sexy und neckisch verkörpertvon Mara Papadopoulos) ist verliebt in Truffaldino. Das Liebesgeplänkel der beiden Analphabeten ist emotional und humorvoll. Melchior E. Meyer überzeugt als wohlhabend - abgeklärter, geldgieriger – bisweilen auch naiv-wohlmeinender venezianischer Kaufmann Pandolfo, der seine heiratswillige Tochter Rosaura nicht von der Heirat mit dem vermögenden Rasponi überzeugen kann.
Die Regisseurin und das Ensemble haben es geschafft mit sparsamen Requisiteneinsatz eine perfekte italienische Atmosphäre auf die Bühne zu zaubern. Die Kostüme von Katja Weeke und die musikalischen Beiträge von Jakob Stöckeler mit Gesang und Gitarre sowie der dezente musikalische Hintergrund verstärken die Stimmung, ohne kitschig zu werden. Alles in allem ein herrlich unterhaltsames, sehr gut getimtes Sommerstück, mit viel Charme und Witz, dargeboten von einem ambitionierten und gut eingespielten Ensemble.
(Text: Günter Lorenz)
INFO: Di 2. + Mi 3./ So 7. + Di 9./ Mi 10. + So 14./ Di 16. und Mi 17.09., jew. 20.30 Uhr. OpenAir in der Spechtpassage, Wilhelmstr. 15, Freiburg. Karten: Jos Fritz Bücher, Wilhelmstr. 15. und T. 01577-9709269 und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!