KRITIK: Romanze im Recycling-Raumschiff

THEATER: Im Theater Harrys Depot Freiburg feierte die Science-Fiction-Liebesgeschichte „Auf zur Wega!“ am 18. Februar ihre Urauführung. Sie ist noch bis zum 25. März zu sehen.


Wega 7205In den frühen 1970er Jahren flimmerte mit „Invasion von der Wega“ eine US-amerikanische Sci-Fi-Serie über die deutschen Mattscheiben. David Vincent führte dort einen einsamen Kampf gegen Aliens, die der Menschheit ans Leder wollten. Einige Klimakonferenzen später weiß man, dass unsere Existenz vielmehr von der eigenen Spezies bedroht ist.

 

Entsorgungsparadies auf der Wega

In der jüngsten Produktion des Theaters Harrys Depot gehen die Protagonisten konsequenterweise den umgekehrten Weg. „Clean Space“ kutschiert vom ökologisch derangierten Heimatplaneten den Müll der Erdlinge ins „Entsorgungsparadies auf der Wega“. Routiniert startet der Astro-Müllwerker Cooper (Jakob Stöckeler) sein Abfall-Shuttle in einem fast zärtlichen Dialog mit Bordcomputer Puzzi. Doch Weltraumpilot und künstliche Intelligenz sind nicht alleine auf dem Schiff. „Organisches Material“ wie Puzzi analysiert, hat sich in Gestalt der Umweltaktivistin Rune (Perrine Martin) eingeschmuggelt. In der kleinen Theaterkammer an der Spechtpassage fühlt man sich schnell, wie in einer Raumkapsel, die mit den Akteuren durch den Orbit gondelt. Meisterhaft versteht es das Darsteller-Duo imaginäre Räume im Shuttle und im Weltall vor dem inneren Auge des Publikums entstehen zu lassen. Das Ensemble wird durch Computer-Puzzi erweitert, der sich vom stupiden Regel-Roboter zur eigenwilligen Diva wandelt und mit entwaffnendem Witz am Nervenkostüm des Commanders zerrt.

Pfiffige Dialoge und Komik

Mit pfiffigen Dialogen haben Regisseurin Barbara Zimmermann und Mit-Autor Janosch Grötz, aus deren Feder die neueste Harry-Produktion stammt, die dystopische Handlung gewürzt. Auch die interstellare Romanze, die sich im silbern glänzenden Cockpit entwickelt, ist glaubwürdig angelegt und von den Darstellern feinsinnig umgesetzt. Im Laufe der Flugzeit macht man hier manche überraschende Wendung und trocken humorige Wortgefechte des Dreigestirns mit. Die Komik macht die bittere Kost dieser Katastrophen-Komödie verdaulich. Und so schippert das Recycling-Raumschiff die Zuschauerinnen und Zuschauer auch noch amüsiert durch den finsteren Showdown.

Rüdiger Binkle


INFO: Weitere Aufführungen: Fr 10./ Sa 11./ Do 16. - Sa 18.03. und Do 23.-Sa 25.03., jew. 20 Uhr. Theater Harrys Depot, Freiburg, Spechtpassage, Wilhelmstraße 15/2. Karten: Jos Fritz Bücher, oder T. 01577-9709269 und Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

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